Vorstand

Bericht des Vorstands: Entwicklung und Unternehmenspolitik

Wirtschaftliche Entwicklung

Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland befand sich im Geschäftsjahr 2021 auf Erholungskurs. Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie und des damit verbundenen Rückgangs der Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 4,6 Prozent war nun ein Zuwachs von 2,9 Prozent zu verzeichnen. Die Abmilderung der Folgen darf den Hilfen des Staates mit seinen massiven Unterstützungsprogrammen und Lockerungen der pandemiebezogenen Restriktionen zugeschrieben werden.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg auf 44,9 Mio., gleichzeitig nahm die Kurzarbeit ab. Das ließ die Arbeitnehmerentgelte im Vergleich zu 2020 um 3,4 Prozent steigen. Die Arbeitslosenquote blieb auf einem niedrigen Niveau (5,7 Prozent gegenüber 5,9 Prozent 2020), ging also leicht zurück. Ebenfalls erfreulich war der Anstieg des nominal verfügbaren Einkommens für private Haushalte um 1,8 Prozent, das Unternehmens- und Vermögenseinkommen fiel sogar um 15,4 Prozent höher aus als im Jahr zuvor.

Insgesamt lässt sich sagen: Das Jahr 2021 war besser als erwartet.

Vor Beginn der Pandemie befand sich die Wirtschaftsleistung allerdings auf einem höheren Niveau als im Berichtsjahr. Nicht nur die wiederkehrenden Corona-Wellen dämpften die positive Entwicklung, auch Lieferkettenprobleme bremsten den Aufschwung.

Die Lage der deutschen Bauwirtschaft

Besonders betroffen war das Baugewerbe, das mit historischen Kapazitätsauslastungen zu kämpfen hatte. Hier sank die Wirtschaftsleistung deutschlandweit zwar nur um 0,4 Prozent, doch Preissteigerungen, von denen alle Gewerke betroffen waren, verzeichneten Höchststände. Die Preissteigerungen lagen beispielsweise im November 2021 bei 14,4 Prozent. Das ist der stärkste Anstieg zu einem Vorjahresmonat seit 1970. Auch trieben die Probleme bei den Lieferketten die Preise des Baumaterials aller Gewerke in die Höhe.

Rasant gestiegene Energiekosten trugen maßgeblich zum Anstieg der Verbraucherpreise bei.

Ein wichtiger Pfeiler der Brutto- wertschöpfung: fast

0,5 Mio.

Beschäftigte in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft

Die Wohnungswirtschaft

Die deutsche Grundstücks- und Wohnungswirtschaft ist mit ihren rund 478.000 Beschäftigten weiterhin ein wichtiger Pfeiler der gesamtdeutschen Bruttowertschöpfung. Mit einem Anteil von 10,8 Prozent aller Beschäftigten erwirtschafteten sie 347,9 Mrd. Euro im Jahr 2021.

Die über die Jahre im Vergleich zu anderen Branchen geringere durchschnittliche Entwicklung der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gilt als Indikator für ihre relativ geringe Konjunkturabhängigkeit.

Die Situation in Hamburg

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Freien und Hansestadt Hamburg stellte sich hingegen anders dar. So nahm die Wirtschaftsleistung preisbereinigt nur um 0,4 Prozent zu und blieb damit deutlich unter der Entwicklung auf Bundesebene.

Das Baugewerbe verzeichnete in Hamburg – wie bundesweit – eine negative Wachstumsrate.

Die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 0,1 Prozent ab, der Anstieg des Bevölkerungswachstums verlangsamt sich. Zwar übersteigt die Zahl der Geburten noch die Sterbefälle, sodass die natürliche Bevölkerungsbewegung nach wie vor positiv ausfällt. Allerdings ziehen viele Hamburgerinnen und Hamburger in das angrenzende Umland, was den Anstieg der Einwohnerzahl bremst.

Betrachtet man das durchschnittliche Alter der Bevölkerung in Hamburg, so liegt dieses bei 42,1 Jahren. Der Anteil der über 50-Jährigen an der Hamburger Bevölkerung beträgt 83,1 Prozent. Junge Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sind hingegen nur mit einem Anteil von 15,5 Prozent vertreten. Die Bevölkerung in Hamburg ist multikulturell geprägt. Dies wird deutlich, da hierbei nahezu alle Staatsangehörigkeiten vertreten sind. Die Quote der Einpersonenhaushalte in Hamburg stieg erneut auf etwas mehr als 54 Prozent leicht an. Hamburg verteidigt damit seinen Titel als Single-Hauptstadt Deutschlands auch im Jahr 2021.

Auch wenn sich bereits im Geschäftsjahr steigende Bauzinsen abzeichneten, bewegen sich diese nach wie vor auf einem erfreulich niedrigen Niveau und blieben für Investitionen günstig.

Die Attraktivität der Stadt, ein robuster Arbeitsmarkt sowie positive Einkommensaussichten werden weiterhin für Zuwanderung und eine stabile Nachfrage nach Wohnraum sorgen. In den kommenden 15 Jahren rechnen Experten mit einem weiteren steten Anstieg der Bevölkerungszahl.

Mit relevanten Mietausfällen bei Wohnungsmieten ist dank gut funktionierender staatlicher Programme zur Wohnkostenunterstützung nicht zu rechnen. Das Bündnis für das Wohnen zwischen Senat, Wohnungswirtschaft und Bezirken setzt seine erfolgreiche Arbeit fort und hält an der Zielsetzung, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu schaffen, fest. Auch setzt es sich für noch mehr öffentlich geförderten Wohnraum ein, macht sich stark für eine gemeinwohlorientierte Boden- und Liegenschaftspolitik sowie einen verstärkten Klimaschutz und mehr Energieeffizienz. Seit 2011 sind mehr als 116.000 Wohnungen genehmigt worden, darunter 30.000 öffentlich geförderte Wohnungen.

Als Belastung empfinden wir die laufenden politischen Debatten um massive Eingriffe in den Wohnungsmarkt. Der Mangel an baureifen und bezahlbaren Grundstücken sowie Kapazitätsengpässe bei der Bauleitplanung und Bauwirtschaft erschweren zudem den Wohnungsneubau. Die Vergabe städtischer Grundstücke im Rahmen von Erbbaurechten, wie in Hamburg inzwischen üblich, ist für bestandshaltende Wohnungsunternehmen unwirtschaftlich und damit keine Option für uns als Wohnungsbaugenossenschaft.

▲ Bürgerweide/Hinrichsenstraße: Hier wird nicht nur neu gebaut, sondern Bestandsgebäude werden auch abschnittsweise umfassend modernisiert.

Unternehmenspolitik

Über

80%

der Investitionen wurden für Instand-haltungs- sowie Modernisierungs-maßnahmen aufgewandt

Unsere Mitglieder mit Wohnraum zu angemessenen Preisen zu versorgen – das ist unser wichtigstes Ziel als Wohnungsbaugenossenschaft und entspricht dem Satzungszweck der Hanseatischen Baugenossenschaft Hamburg eG. Dieses beginnt mit der Pflege des Wohnungsbestandes und setzt sich fort mit der Erweiterung des Bestandes durch Zukäufe oder Neubauten.

Oberste Prämissen bleiben dabei die Erhaltung des Bestandes über Generationen hinweg sowie Aspekte der Wirtschaftlichkeit. So kommen Erweiterungen nur dann in Betracht, wenn sie für die Portfolio-Entwicklung sinnvoll und wirtschaftlich vernünftig sind.

Nachhaltig und partizipativ

Das bestimmt auch die Herangehensweise an unsere Quartiersentwicklungen. So werden betroffene Mitglieder frühzeitig eingebunden, damit die Planung bedarfsgerecht ausgerichtet ist und die Maßnahmen eine hohe Akzeptanz erfahren.

Mit einem ausgewogenen Mietenkonzept stellen wir uns der Gentrifizierung entgegen: Bestandsmieter können sich so die Wohnungen auch nach einer Modernisierung oder nachdem neu gebaut worden ist, noch leisten. Dafür werden Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Investitions- und Förderbank Hamburg (IFB) in Anspruch genommen. Da für die Inanspruchnahme dieser Mittel die Einhaltung hoher energetischer Anforderungen erforderlich ist, werden auf organische Weise ökologische und soziale Standards zusammengeführt. Unser Weg der Nachhaltigkeit führt auch zur Unterstützung der E-Mobilität in unseren Wohnanlagen: Bei Neubauten werden Lademöglichkeiten für E-Mobile vorgesehen und im Bestand diese Möglichkeiten bedarfsgerecht geprüft. E-Lastenräder wurden im Berichtsjahr in ersten Wohnanlagen zur Miete bereitgestellt.

Sozial und verbindend

Neben der Versorgung mit Wohnraum kommen wir auch unserer sozialen Verantwortung nach. Einsamkeit im Alter wird insbesondere in Großstädten zu einem immer größeren Problem. Dem wollen wir in Kooperation mit dem Verein „Freunde alter Menschen e.V.“ entgegenwirken. Wenngleich viele Aktivitäten aufgrund der Pandemie nicht stattfinden konnten, so konnten doch kleine Zeichen gesetzt werden.

Auch unser Concierge-Dienst stand während der Pandemie bereit, um hilfebedürftige oder ältere Mitglieder zu unterstützen: beispielsweise auf dem Weg zur Behörde, zum Arzt oder beim Einkaufen. Beide Projekte werden dankbar angenommen und schafen Verbindungen untereinander und in das soziale Umfeld.

Investitionen

Vorfahrt für die Instandhaltung

Instandhaltungs- sowie Modernisierungsmaßnahmen machten über 80 Prozent der Investitionen aus, wobei die Instandhaltung die meisten Investitionsmittel erhielt. Doch auch die Neubautätigkeit wurde fortgesetzt. Insgesamt wurden in Neubau, Modernisierung und Instandhaltung gut 24,2 Mio. Euro investiert, davon 17,5 Mio. Euro aus Eigenkapital.

Quartier Hamburg-Borgfelde

Nach Abriss der Bestandsgebäude haben in der Bürgerweide/Hinrichsenstraße die Arbeiten am letzten Neubauabschnitt begonnen. Damit kommt das Quartierentwicklungsprojekt schneller als geplant voran. Die geplanten Gesamtkosten für diesen Bauabschnitt betragen rund 17,0 Mio. Euro, davon wurden im Geschäftsjahr 3,5 Mio. Euro verbaut. Die Fertigstellung der 56 Wohnungen ist für das 4. Quartal 2022 vorgesehen. Davon sind 35 Wohnungen öfentlich gefördert. Zeitgleich wird die neue Tiefgarage unter den Neubauten fertiggestellt und an die bestehende Tiefgarage angegliedert. Nach Fertigstellung stehen den Mitgliedern dieses Quartiers dann insgesamt 144 Tiefgaragenstellplätze zur Verfügung. Selbstverständlich werden auch hier Stellplätze mit Ladesäulen für E-Mobile vorgesehen.

In diesem Quartier wird aber nicht nur neu gebaut, sondern Bestandsgebäude werden auch abschnittsweise umfassend modernisiert.

Im Geschäftsjahr wurde ein Haus mit acht Wohnungen fertiggestellt, die Investitionssumme betrug 1,1 Mio. Euro. Gleichzeitig wurde 2021 mit dem vorletzten Modernisierungsabschnitt begonnen. Dieser umfasst eine Hauszeile mit 42 Wohnungen und einem Investitionsvolumen von 5,8 Mio. Euro. Die Aufwendungen für das Geschäftsjahr machen 2,0 Mio. Euro aus.

Mit der Fertigstellung der freifnanzierten Wohnungen ist im Sommer 2022 zu rechnen. Der letzte Modernisierungsabschnitt wird im 3. Quartal 2023 abgeschlossen sein.

Dieser umfasst noch einmal 13 Wohnungen mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Mio. Euro, davon fallen 0,6 Mio. Euro im Jahr 2022 an.

Die Neugestaltung der Außenanlagen fndet bauabschnittsweise statt. Rückzugsorte im Grünen und Spielplätze steigern die Aufenthaltsqualität erheblich und runden das Quartierkonzept ab. Durch sie kommt auch die moderne Architektur der Gebäude hervorragend zur Geltung. Insgesamt entsteht ein äußerst attraktives Quartier. In die Außenanlagen wurden bisher insgesamt rund 1,1 Mio. Euro investiert.

GewerkeInvestitionen
Dachdecker/Klempner1.984,6 T€
Elektriker1.660,5 T€
Maler1.584,5 T€
Maurer/Betonsanierung/WDVS734,0 T€
Fußboden691,3 T€
Fliesenleger611,9 T€
Heizung500,4 T€
Tischler451,7 T€
Außenanlagen325,9 T€
Schlosserarbeiten262,1 T€
Aufzugsanlagen213,3 T€
Einzelwohnungssanierung und Küchen128,7 T€
Weitere991,4 T€
ZWISCHENSUMME
FREMDKOSTEN
10.140,3 T€
Verrechnete Kosten –
Eigenleistungen
1.020,3 T€
GESAMT11.160,6 T€

Quartier Hamburg-Barmbeck Süd

Die Entwicklung und Umsetzung des Quartierkonzepts im Bereich Sentastraße, Ortrudstraße und Lohkoppelstraße profitiert von den Erfahrungen, die wir mit anderen Quartiersentwicklungen wie zum Beispiel in der Bürgerweide/Hinrichsenstraße gemacht haben.

Eine frühzeitige Einbindung der Mitglieder hat auch hier zur Akzeptanz der Maßnahme geführt und eine rasche Umsetzung ermöglicht.

Der zweite Modernisierungsabschnitt mit 45 Wohnungen ist im Dezember 2021 fertiggestellt worden. Das Investitionsvolumen betrug 4,3 Mio. Euro. Die Modernisierung der Wohnungen hat auch in diesem Fall zu einer deutlichen Verbesserung geführt. Alle Wohnungen erfüllen die Anforderungen an aktuelle energetische Förderrichtlinien der KfW.

In 2022 soll mit dem Abriss der ersten Bestandsgebäude für den nachfolgenden Neubau begonnen werden. Die konstruktiven Gespräche mit den Mitgliedern führten zu einer Optimierung des Bauablaufs. So fassen wir jetzt den ersten und den letzten Bauabschnitt zusammen. Dies ermöglicht zum einen eine schnellere Umsetzung der Maßnahme, gleichzeitig senkt es die Belastung der betroffenen Mitglieder im Quartier. Und, besonders wichtig: Kostensteigerungen beim letzten Bauabschnitt werden vermieden, die Wirtschaftlichkeit bleibt gewahrt.

Das betrifft insgesamt 265 Wohnungen. Geplant ist, 154 Wohnungen abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen sowie 111 zu modernisieren. 75 Prozent der Neubauten sollen mit öffentlicher Förderung errichtet werden. Auch hier sind attraktive Außenanlagen vorgesehen, die dazu beitragen werden, das Quartier aufzuwerten. Bis Ende 2021 wurden in das Quartier 9,1 Mio. Euro investiert. Das geplante Volumen der Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen 2029 ist derzeit mit 75,8 Mio. Euro angesetzt.

Ob es dabei bleibt oder das Konzept überdacht werden muss, hängt maßgeblich von einer noch nicht bekannten Förderkulisse ab, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) neu ausrichtet. Mit Verzögerungen ist aber angesichts dieser Rahmenbedingungen zu rechnen, auch weil Förderprogramme kurzfristig beendet wurden

Wolliner Straße

Die 2021 mit Verzögerung begonnene energetische Modernisierung des Objektes in der Wolliner Straße mit 105 öffentlich geförderten Wohnungen läuft auf Hochtouren. Die Gebäudehülle wird gedämmt, das Dach erneuert, die Fenster ausgetauscht und Balkone angebaut. Wir rechnen damit, die Arbeiten Ende 2022 abschließen zu können. Insgesamt sind 7,1 Mio. Euro für diese Maßnahme vorgesehen, davon sind im Geschäftsjahr bereits ca. 40 Prozent verbaut worden. Wie solide die Wohnungsbaugenossenschaft aufgestellt ist, zeigt sich auch daran, dass sie mehr als die Hälfte der Investitionen zur Verbesserung des Bestandes aus Eigenkapital bestreiten konnte. Der andere Teil wurde mit zinsgünstigen Darlehen finanziert. Den Bestand zu erhalten und sukzessive (energetisch) zu modernisieren, hat für uns oberste Priorität. Im Rahmen der Klein- und Großinstandhaltung wurden im Berichtsjahr wie im Vorjahr 10,1 Mio. Euro an Handwerksunternehmen und Dienstleister überwiesen.

Betrachtet man die 2021 getätigten Ausgaben unter anderem für die Instandhaltungsgewerke Elektriker, Maler, Fußbodenleger und Tischler, so kann man erkennen, dass die HBH auch im Berichtsjahr wieder erheblich in die Erhaltung des Wohnungsbestandes investiert hat. Hier sind vorrangig die Wiederherstellung der Wohnungen sowie der E-Check beim Wohnungswechsel zu nennen

 Investitionssumme 2021FremdkapitalEigenkapital
Neubau3.508 T€2.863 T€645 T€
Vollmodernisierung6.675 T€2.075 T€4.600 T€
Energetische Modernisierung2.830 T€1.500 T€1.330 T€
Sonstige Investitionen243 T€0 T€243 T€
Investitionen in das Anlagevermögen13.256 T€6.438 T€6.575 T€
Instandhaltung11.161 T€0 T€11.161 T€
GESAMT (inkl. verrechneter Zuschüsse)24.417 T€6.438 T€17.736 T€

Mit einer durch-schnittlichen Nutzungsgebühr von

6,75 Euro

wirkt sich unser Mieten-Niveau mietpreisdämpfend auf den Markt aus

Erträge und Mietentwicklung

Nach wie vor erfreut sich der Wohnungsmarkt in der Metropoloregion Hamburg einer hohen Nachfrage. Das Marktumfeld ist sehr positiv, das allgemeine Mietniveau steigt weiter. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert. Der 2021 erschienene neue Mietenspiegel zeigt einen Anstieg der Mieten im Schnitt um 0,63 Euro/m² gegenüber dem vorherigen Mietenspiegel (2019) an. Das entspricht einer jährlichen Steigerungsrate von 3,65 Prozent. Die Mietenentwicklung der Wohnungsbaugenossenschaft liegt deutlich darunter. Steigende Mieterträge verzeichnen wir unter anderem durch den Zugang von Neubauobjekten und Neuvertragsmieten.

Unsere Mitglieder zahlten am Jahresende durchschnittlich 6,75 Euro je m² monatliche Nutzungsgebühr, zieht man die Mietzuschüsse der IFB hinzu, ergibt sich ein durchschnittlicher Mietertrag von 6,79 Euro je m² monatliche Nutzungsgebühr. Hier ist zu unterscheiden zwischen öffentlich gefördertem Wohnraum mit einer Gebühr von 5,63 Euro pro m² und freifinanziertem Wohnraum, der pro m² mit 7,08 Euro bepreist ist. Damit ist ein Quadratmeter freifinanzierter HBH-Wohnraum günstiger als der Durchschnittsquadratmeter auf dem Hamburger Wohnungsmarkt, der – Stand 01.04.2021 – 9,29 Euro kostet. Nach wie vor ist erkennbar, dass Genossenschaftsmieten sich weiterhin mietpreisdämpfend auf den Markt auswirken.

Anstehende und geplante Baumaßnahmen gehören zu den Gründen, wieso leerstehende Wohnungen bewusst in Kauf genommen werden. Dies führt natürlich zu einer leichten Verminderung der Erlöse. So werden Ausweichwohnungen für die Mitglieder aus Quartieren bereitgestellt, die von Baumaßnahmen betrofen sind. Je nach Baufortschritt hat dies einen leicht schwankenden Effekt auf die Erlösschmälerungen. Struktureller Leerstand ist nicht vorhanden und wird auch nicht erwartet.

Allgemeine Kostensteigerungen hatten ebenfalls Einfluss auf die Betriebskosten, die Vorauszahlungen sind leicht gestiegen. Dieses betrifft in erster Linie die Heizkostenvorauszahlungen. Hier wirkt sich die seit 2021 zu zahlende CO2-Abgabe aus, die auch in den nächsten Jahren zu weiter steigenden Kosten führen wird. Vorauszahlungen für Wasser sind nahezu konstant geblieben.

Als Bestandteil der Mieteinnahmen ist der Kapitaldienst leicht gestiegen. Dies ist einem hohen Tilgungsanteil bei der Darlehensfinanzierung von Investitionen in das Anlagevermögen zu verdanken. Parallel zu den Energiekosten sind auch die Verwaltungskosten gestiegen; hier hervorzuheben sind die Kosten der Digitalisierung. Der Anteil der Miteinnahmen, der für Instandhaltung und für Investitionen zur Verfügung steht, verbleibt hierbei auf Vorjahresniveau. Damit sind wir auch in Zukunft weiterhin wirtschaftlich stabil aufgestellt und für künftige Aufgaben gewappnet: Wir zahlen nach wie vor Dividenden aus, investieren in die Zukunft und bieten attraktiven Wohnraum.

je m² monatlich (Wohnungen)

Kompetentes Personal + Digitalisierung = Mehrwert für die Mitglieder

 2021202020192018
Nutzungsgebühr6,75 €6,57 €6,34 €6,29 €
Vorauszahlung Betriebskosten1,39 €1,36 €1,30 €1,28 €
Energetische Vorauszahlung Heizkosten0,93 €0,85 €0,92 €0,92 €
Vorauszahlung Be- und Entwässerung0,50 €0,49 €0,48 €0,48 €
GESAMT9,57 €9,27 €9,04 €8,97 €

Steuerbilanz

Als partiell steuerpflichtiges Wohnungsunternehmen unterliegen unsere Nichtmitgliedergeschäfte der Steuerpflicht. Hierzu zählt insbesondere die Vermietung von Gewerbeeinheiten, Wohneinheiten und Garagen. Für das Jahr 2020 wurde die Steuerbilanz erstellt, eine Festsetzung steht noch aus. Die in der Steuerbilanz für das Geschäftsjahr ausgewiesenen
steuerpflichtigen Umsätze bilden einen Anteil von 2,3 Prozent an den Gesamtumsätzen der Genossenschaft.

Personalentwicklung

Mehr denn je sind in Krisenzeiten vielseitige Fähigkeiten und persönlicher Einsatz gefragt. Genau darauf können wir uns bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verlassen, die damit maßgeblich zum Erfolg der Genossenschaft beitragen. Gleichzeitig erforderte die Pandemie auch 2021 konsequente und nachhaltige Maßnahmen, um die Gesundheit unserer Belegschaft zu schützen. Mobiles Arbeiten, hauptsächlich in den eigenen vier Wänden, ermöglichte es uns, das Team aufzuteilen und eine räumliche Distanzierung zu schaffen, die die Infektionskurve flach hielt und jederzeit eine Weiterführung des Geschäftsbetriebes gewährleistet hat.

Die hierbei zu beachtenden Rahmenbedingungen aus dem Vorjahr – technisch, datenschutzrechtlich und arbeitsorganisatorisch gleichermaßen – hat die HBH hierbei ausgebaut. Hinzu kam im Oktober 2021 die Vertrauensarbeitszeit. Somit kann auf schwankende Arbeitsanforderungen reagiert werden, womit eine flexiblere Bearbeitung der Belange unserer Mitglieder ermöglicht wird. Diese Maßnahme macht das Arbeitsumfeld zusätzlich attraktiver.

Die Fähigkeiten und das Wissen unserer Mitarbeitenden sollen weiterhin durch systematische Personalentwicklung gefördert werden – hierfür stehen jeder Arbeitskraft gezielte Weiterbildungsangebote individuell zur Verfügung. Dies reicht von Fachseminaren über Qualifizierungsprogramme bis hin zu Fachhochschulstudiengängen – ein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftswissenschaften konnte ein Mitarbeiter vor Kurzem erfolgreich abschließen.

Wie wirkt die HBH dem notorischen Fachkräftemangel außerdem entgegen? Indem sie ihre Fachkräfte selbst schafft – und frühzeitig Talente erkennt und entsprechend ausbildet. Daher hat Ausbildung bei der HBH einen hohen Stellenwert. Per 31.12.2021 waren drei Auszubildende bei der HBH beschäftigt, davon eine Auszubildende zur Immobilienkaufrau seit August 2021. Ein weiterer Auszubildender konnte im Januar 2022 seine Ausbildung erfolgreich abschließen und direkt übernommen werden Auch 2022 bildet die Genossenschaft wieder aus und hat den freien Ausbildungsplatz bereits vergeben können.

Fachwissen ist nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen – entsprechend eng ist der Kontakt der HBH zur Hamburger Handelskammer und der Berufsschule. So bleibt die Ausbildungsqualität gesichert hoch.

Noch jüngeren Menschen kann das Berufsbild zudem durch Schülerpraktika schmackhaft gemacht werden. Im Februar 2022 nahm die HBH zudem die Einladung einer Stadtteilschule zu Berufs- und Studienorientierungswochen an und nutzte die Chance, um Informationen zum Ausbildungsberuf und Erklärungen des Genossenschaftsgedankens (und einer damit verbundenen Wohnungsbewirtschaftung) an hochinteressierte Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.

in Euro pro m² Wohn- und Nutzfläche monatlich

Ausblick

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und CO2-Reduzierung werden die HBH verstärkt prägen

Blickt man auf die volkswirtschaftlichen Faktoren, so sind die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau durchaus positiv. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und auf Einkommen sind trotz Corona nicht nachhaltig getrübt – auch dank gut funktionierender staatlicher Systeme zur Wohnkostenunterstützung. Allein die letzte Wohngeldnovelle erweiterte nicht nur den Kreis der Empfänger, sondern verzeichnete auch eine Anpassung an die tatsächlichen Wohnkosten. Eine stabile Nachfrage ist durch die regionale Nettozuwanderung, die für Hamburg prognostiziert wird, weiterhin in Aussicht.

Während Deutschland versucht, im dritten Jahr der Pandemie ein Stück Normalität zurückzugewinnen, steht die Grundstücks- und Wohnungswirtschaft aufgrund der neuen deutschen Klimapolitik vor großen Herausforderungen. Hinzu kommen die wirtschaftlichen und humanitären Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Preise für fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas werden einen überproportionalen Anstieg erfahren. Gleichzeitig wächst der Energiebedarf, auch aufgrund wachsender E-Mobilität und des Ausbaus von stromabhängigen Heizverfahren. Insgesamt ist die Wohnungswirtschaft derzeit zögerlich – viele Unternehmen in der Branche erwägen sogar, Neubauprojekte zu verschieben. Der Preisanstieg bei Baumaterialien, gestörte Lieferketten und ein Mangel an Baupersonal sorgen für Verunsicherung.

Ein schwach ausgebauter Sektor der erneuerbaren Energien und der angekündigte und teils beschlossene Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom bestärken Befürchtungen bezüglich einer Energieversorgungslücke in der Branche. Umso wichtiger ist es, regenerative Energien in Deutschland auszubauen, um Abhängigkeiten zu minimieren und gleichzeitig den hohen Strombedarf zu decken.

Wie Europa hat sich auch Deutschland der Klimaneutralität verschrieben – und zwar bis 2045, fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Die hierfür nötige CO2-Reduzierung erfordert ein Überdenken der bisher verfolgten Investitionsstrategie, um den Bestand der Genossenschaft zu erhalten. Dieser Herausforderung stellt sich die HBH. So ist sie im Februar 2022 mit Blick auf künftige Klimaprojekte der Initiative Wohnen 2050 beigetreten. In dieser Initiative haben sich deutschlandweit über 150 Wohnungsunternehmen mit dem Ziel zusammengeschlossen, durch Entwicklung von Methoden und Werkzeugen die geforderte Klimaneutralität in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bis 2045 zu erreichen.

Somit werden Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und CO2-Reduzierung verstärkt die zukünftigen Geschäftsjahre der Genossenschaft prägen. Bei diesen Themen ist stets der Satzungszweck der HBH im Blick zu behalten: Wohnraum zu angemessenen Preisen zur Verfügung zu stellen. Ganz im Einklang mit der Zielsetzung des Bundes und der Freien und Hansestadt Hamburg, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Damit dies gelingt, müssen verlässliche Rahmenbedingungen, besonders in der Förderpolitik, gegeben sein. Investitionen in den Wohnungsbau bedingen stets lange Planungs-, Ausführungs- und Bewirtschaftungszeiträume. Umso gravierender war es, als die Bundesregierung im Januar 2022 beschloss, bestehende Wohnungsbaufördermaßnahmen auszusetzen. Das stellt bestehende Investitionsstrategien bestandshaltender Wohnungsunternehmen, wie auch die HBH eines ist, vor gewaltige Probleme. Der Umfang und die neu ausgerichteten Förderbedingungen bedeuten eine Verschärfung der geforderten Energiestandards bei gleichzeitiger Verringerung der Förderhöhe. Das erschwert nicht nur eine Investitionsplanung, sondern bedeutet unter Umständen auch das Aus für Baumaßnahmen, die kurz vor der Ausführung stehen.

Ebenfalls beeinflusst wird die Investitionstätigkeit der nächsten Jahre durch Lieferengpässe und die gesteigerten Kosten sowie den Personalmangel im Handwerk. In Gebieten, in denen eine soziale Erhaltungsverordnung gilt, stellen die Bezirksämter zudem teils hohe Forderungen – die ebenfalls nicht ohne Auswirkungen bleiben. Welchen Einfluss dies auf die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben im Rahmen der Klimapolitik im Wohnungsbau hat, ist im Moment noch nicht absehbar.

Die gute Nachricht ist: Die HBH hat sich am Markt als langjähriger und verlässlicher Auftraggeber etabliert. Das wissen auch viele Handwerksfirmen zu schätzen. Daher konnten wir bisher, bis auf wenige Ausnahmen, noch alle Aufträge im geplanten Zeitrahmen platzieren und abwickeln und sind für die Zukunft zuversichtlich.

Nach dem pandemiegetriebenen Digitalisierungsschub des letzten Jahres werden wir diese Entwicklung auch in diesem Jahr weiter vorantreiben. Damit schaffen wir nicht nur eine zukunftsgewandte Arbeitsumgebung, die immer bedeutender wird, um Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Auch unsere Mitglieder werden davon profitieren, sei es durch einfachere Kommunikationswege oder durch vernetztes Wohnen.

Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir allen Herausforderungen zum Trotz mit den besten Bedingungen zur Zusammenarbeit mit Aufsichtsrat und Vertreterversammlung ausgestattet sind. Dies ist keine Selbstverständlichkeit – entsprechend dankbar sind wir unseren Gremien, Mitgliedern, Geschäftspartnern und der Stadt für die konstruktive Zusammenarbeit. Gern stehen wir Ihnen weiterhin als verlässlicher und kompetenter Partner zur Verfügung.

Hamburg, den 11. April 2022 

Hanseatische Baugenossenschaft Hamburg eG

DER VORSTAND
Kirsch, Paasch